Russischstunde für engagierte Reisende
Sdràwstwujte! Wie verspochen, setzt das AL.EX Reiseservice Team die Blog-Serie „Russischstunde“ fort. Vergessen, was das erste Wort bedeutet? – Kein Problem! Erfrischen Sie Ihre Russischkenntnisse hier. Damals haben wir Ihnen die russische Kultur der Begrüßung beigebracht.
Was aber weiter sagen? Gerne möchten Sie Sich während Ihres Russland-Urlaubs vorstellen und nach dem Namen Ihres Gegenübers fragen. Hier gibt es übrigens auch viele Besonderheiten in Russland. Unsere gewöhnliche Anrede mit „Frau oder Herr plus Familienname“ ist in Russland nicht üblich. Wir erklären gleich warum!
Was ist überhaupt ein Vatersname?
Jeder Russe hat in seinem Ausweis drei Namen: Vor-, Familien- und auch Vatersnamen. Noch nie gehört?- Ilja Iljitsch, Wladimir Wladimirowitsch,… Russische Vatersnamen sind eine Wissenschaft an sich. Auf Russisch òtschestwo genannt, was an „otèts„ angelehnt ist. So stellen sich Lehrer, Professoren und Ärzte vor. Eine offizielle Kommunikation, insbesondere mit älteren Menschen, ist meistens ohne den Vatersnamen nicht wegzudenken. So zeigen Sie Ihrem Gegenüber Respekt. Einen Menschen mit dem Familiennamen anzusprechen ist in Russland dagegen eher untypisch. Das klingt für das russische Ohr distanziert und kalt.
Der Vatersname ist ein russisches Phänomen
Der Vatersname ist in Russland sehr tief in der Kultur verwurzelt. Wenn Sie die russische Literatur betrachten, merken Sie das sofort. Die meisten Protagonisten in den großen Romanen von Leo Tolstoj oder Fjodor Dostojewski reden einander mit Vatersnamen an. Und somit zeigen sie ja auch, dass sie höflich und gebildet sind. Apropos, man würde zum Beispiel einen Fjodor Michailowitsch Dostojewski selber mit Fjodor Michailowitsch ansprechen. Eine Anna Jurjewna Netrebko wird mit Anna Jurjewna angesprochen. Solche Namenkombinationen kommen den Ausländern aber wie richtige Zungenbrecher vor, nicht wahr?
Der Vatersname endet, in Abhängigkeit vom konkreten Namen, in der Regel bei Männern auf „owitsch“ oder „jewitsch“ und auf „-jewna“, „jowna“ oder „itschna“ bei Frauen. Stellen wir uns vor, ein Mann namens Iwan hat eine Tochter mit dem Namen Anna und einen Sohn mit dem Namen Pjotr (Peter). Das würde bedeuten, dass seine Tochter Anna Iwanowna und sein Sohn Pjotr Iwanowitsch heißen würde. Hieße der Vater “Ilja”, würde dessen Tochter den Namen Anna Iljinischna. Schwierig, oder? Es wird von Ausländern aber nicht erwartet, dass sie die Anrede mit Vor- und Vatersnamen beherrschen. Sie können Ihren Gegenüber mit dem Vornamen ansprechen. Aber bitte trotzdem beim Sie bleiben! Wenn man sich nicht persönlich kennt, verwendet man fast ausschließlich die Sie-Form, auf Russisch Wy.
Sagen wir aber, Sie sind in einer russischen Behörde und haben Ärger mit einer mürrischen älteren Angestellten. Sie haben nämlich Ihre Unterlagen nicht richtig ausgefüllt. Wenn Sie ihren Namen auf dem Namenschild lesen können, dann sprechen Sie sie lieber mit Vor- und Vatersnamen an (zum Beispiel “Marija Nikolajewna”). Ihr Herz wird sofort dahinschmelzen, insbesondere, da Sie als Ausländer ohnehin mit Ihrem Russisch kämpfen.
Russischstunde: wie frage ich also nach dem Namen und stelle mich vor?
Nun sind wir fit mit den russischen Vatersnamen und Besonderheiten der russischen Sprache und Kultur. Sie können Sich also schon folgende Redewendungen notieren. Viel Spaß beim Aussprechen!
Kàk Was sawùt? – Wie heißen Sie?
Menjà sawùt Iwan / Iwan Petrowitsch. – Ich heiße Iwan / Iwan Petrowitsch.
Òtschen‘ prijàtna. – Freut mich.
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